Bericht zur Büchel-Aktion 2

Grenzen überwinden(d) – Krieg beenden

Im letzten Februar haben wir uns entschieden, dass wir dieses Jahr wieder eine Blockade in Büchel machen wollen, um eine Kontinuität aufrecht zu erhalten. Jedoch hatten wir den Wunsch zum Einen mal andere Aktionsformen auszuprobieren und zum Anderen mit einer Steigerung unserer Aktionen einen Überraschungseffekt zu erzielen.

Deswegen war der Plan folgender:

Wir machen eine angekündigte Blockade und parallel ein unangekündigtes Go-In: Wir betreten also den Flugplatz, während andere draußen die Tore blockieren.

Nach einem halben Jahr Vorbereitungszeit war es Anfang September dann soweit: Wir haben uns mit rund 30 Menschen in der Eifel getroffen. Einige Unterstützer_innen hatten auf einer Wiese neben dem Fliegerhorst ein Camp organisiert, so dass wir eine Unterkunft und Raum für Vorbereitung und Austausch hatten. Es gab immer wieder Zeiten, in denen wir uns als gesamte Aktionsgruppe auf die Aktion vorbereitet haben. Relativ schnell haben wir uns aber in die einzelnen Bezugsgruppen (4 Tor-Gruppen und 1 Go-In-Gruppe) aufgeteilt, um spezifischer und genauer planen zu können.

Ein schöner Moment war der, in dem wir uns nach der Kleingruppenphase wieder als Großgruppe getroffen und uns von unseren Aktionsplänen berichtet haben. Da haben wir als Vorbereitungsgruppe gemerkt: Unser Plan von einer vielfältigen Aktion mit unterschiedlichen Aktionsformen kann klappen!

Am 12. September, ganz früh morgens, haben sich die Blockierenden für ihre Aktionen bereit gemacht. Sie haben Blockadematerial mitgenommen: Vier Tripods und ein Betonfass – auch das war neu für uns.

Währenddessen sind wir, die Go-In-Gruppe, losgefahren. Unser Ziel war eine bestimme Stelle im Zaun. Nachdem wir mitgeteilt bekommen haben, dass alle Blockierenden an ihren Toren angekommen sind, haben wir uns bereit gemacht. Wir haben darauf gewartet, dass es heller wird, weil wir zu unserem eigenen Schutz auf dem Militärgelände so früh wie möglich bemerkt und als Aktivist_innen eingeschätzt werden wollten.

Hier startet nichts - Bild JunepAAls sich am Horizont schon das Morgenrot abgezeichnet hat, sind wir dann losgegangen und sind auf unsere, gut vorbereitete Art und Weise, auf die andere Seite des Zaunes gelangt. Für uns hatte dieser Moment auch etwas Symbolisches. Auf unserem Banner stand „Grenzen überwinden(d) – Krieg beenden“. Wir haben uns ganz bewusst dafür entschieden, an diesem Tag die Grenzen und Zäune, die Staat und Militär gesetzt haben, zu überwinden. Auch, weil für uns der Zusammenhang zwischen Waffen, Krieg und Flucht unübersehbar ist.

Auf dem Gelände sind wir dann relativ zügig zur Start- und Landebahn gegangen. Dort üben regelmäßig Bundeswehr-Soldat_innen, Tornados zu fliegen, die im Ernstfall Atombomben abwerfen würden. Deswegen war dieser Ort für uns genau der richtige Ansatzpunkt: Wir wollten dieses Mal nicht nur durch Blockaden in den reibungslosen Betriebsablauf dieses Kriegsunternehmens eingreifen, sondern auch durch eine Besetzung auf dem Gelände.

Einige Male sind Feldjäger_innen an uns vorbei gefahren, doch wir wurden nicht entdeckt. So konnten wir fast eine Stunde unbemerkt auf der Landebahn spazieren. Unser Ziel war, diesen Platz, auf dem so viel Todbringendes und Menschenverachtendes geschieht, zu beleben. Dafür haben wir Luftballons, bunte Girlanden und Kreide mitgenommen.

Aktivist*innen und Soldat*innen begegnen sich auf Startbahn des Fliegerhorsts Büchel (in der Morgendämmerung)
Begegnung auf der Startbahn, Bild: JunepA

Erst als die Wirkung unseres eigenen „Sicherheitskonzeptes“, eine Telefonkette, die von uns bis zur Polizei und zur Bundeswehr reichte, einsetzte, wurden wir entdeckt. Als Feldjäger_innen versucht haben, uns aufzuhalten, haben wir uns davon aber nicht beeindrucken lassen und sind einfach entschlossen weitergegangen. Auf einmal kamen voll bewaffnete Soldat_innen aus einem Auto gesprungen, aber auch auf diesen Anblick hatten wir uns vorbereitet und konnten sie gut ignorieren. Erst als zusätzlich auch noch 4 Polizist_innen angerast kamen, haben wir uns entschieden, uns einfach auf die Erde zu setzen.

Wir wurden dann festgenommen, in Autos getragen und in ein Militärgebäude gebracht. Während der Fahrt sind uns einige Panzer und bewaffnete Soldat_innen begegnet und das hat uns noch mal bewusst gemacht, warum wir da sind: An diesem Ort wird für den Krieg geübt. Die Mitarbeiter_innen bereiten sich darauf vor, Massenvernichtungswaffen abzuwerfen.

In dem Militärgebäude wurden wir gemeinsam in einem Sitzungsraum festgehalten, in dem sonst die tägliche Einweisung für den Wachdienst stattfindet. Wir wurden einzeln durchsucht, unsere Handys wurden uns weggenommen und unsere Personalien festgestellt. Eine Person, die ihre Personalien nicht angegeben hat, wurde von der Polizei mitgenommen. Ab diesem Zeitpunkt ist die Polizei auch nicht mehr aufgetaucht. Der Kasernenfeldwebel hat uns angekündigt, dass gegen uns wegen Hausfriedensbruch, gefährlichen Eingriff in den Flugverkehr und Sachbeschädigung ermittelt werden würde. Außerdem müsse die gesamte Landebahn wegen uns gereinigt werden, wofür wir die Kosten übernehmen müssten.

Nach 4 Stunden „Militärgewahrsam“ wurden wir dann von Feldjäger_innen vom Gelände gebracht und der Polizei übergeben, die uns aber nicht festnahm. So konnten wir dann zurück ins Camp, wo wir von den anderen Aktivist_innen, die ihre Blockaden schon beendet hatten, empfangen wurden.

Über die rechtlichen Konsequenzen machen wir uns erst mal keine Sorgen. Selbst wenn wegen all der Punkte Verfahren auf uns zu kommen, hat es sich für uns auf jeden Fall gelohnt, diese Aktion zu machen. Wir haben Polizei und Bundeswehr gezeigt, dass wir überall sind – nicht nur an den Stellen, wo sie uns vermuten. Wir konnten auf vielfältige Weise Sand im Getriebe der Kriegsmaschinerie sein und ein klares, buntes Zeichen gegen die Existenz von Atomwaffen setzen.