Liebe Friedliche,
ich habe soeben folgende mail an die St-Andreas-Gemeinde in Hildesheim geschickt und dann an die Hildesheimer Allgemeine Zeitung mit Bitte um Veröffentlichung:
Sehr geehrte Damen und Herren der Gemeinde St. Andreas,
sehr geehrter Herr Pfarrer Albrecht,
heute erfuhr ich von einem Teilnehmenden an der Mahnwache für Clara Tempel, daß die Gruppe anläßlich des Bombenabwurfs über Hildesheim heute vor 74 Jahren am Friedensfest teilnehmen wollte und von Ihnen, Herr Pfarrer, des Geländes verwiesen wurde.
Waffen sollen friedensfördernd sein? Und die schlimmsten Waffen, die Menschen überhaupt entwickelt haben, die die Erde in wenigen Sekunden zerstören können, die sollen auch friedensfördernd sein? Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein denkender Mensch eine solche Ansicht ernsthaft vertreten kann. Dazu am Jahrestag der größten Zerstörung, die Hildesheim überhaupt erlebt hat, eine Zerstörung nicht durch eine Naturkatastrophe, sondern durch Waffen.
Und ich kann mir nicht vorstellen, daß ein an den christlichen Gott glaubender Mensch so denken kann. Vor kurzem wurde ich (die Situation tut hier nichts zur Sache) an das Bibelwort „Wer das Schwert ergreift/nimmt, wird/soll durch das Schwert umkommen“ erinnert. Ich antwortete mit dem historischen Beispiel der Atombombe und fragte, warum dann diejenigen, die Atombomben ergriffen, nicht durch sie umkamen. Fühlen Sie sich sicher durch Atomwaffen?
Ich habe Angst vor Kriegen, vor einem neuen Weltkrieg. Und ich bin unbeschreiblich entsetzt und enttäuscht, daß Sie als Kirchengemeindeverantwortlicher und Kirchenvertreter die unheilvolle Tradition fortsetzen, Waffen gutzuheißen (unsere Geschichtsbücher sind voll von den Konsequenzen) und die Gegner von Waffen zu verteufeln und des Geländes zu verweisen. Jesus hat Geldwechsler aus den Bethäusern getrieben, was hätte er mit Waffenbefürwortern gemacht?
Oder Ihr o.g. Argument logisch weitergedacht: Der Teufel ist glaubensfördernd und deshalb darf Kritik am Teufel nicht in der Kirche stattfinden.
Ich bitte Sie dringend, Ihre heutige Handlung und Entscheidung zu überdenken und sich nicht nur in Worten, sondern auch in Taten für den Frieden einzusetzen. Denn an ihren Taten/Früchten sollt Ihr sie/(Euch?) erkennen.
Mit friedlichen Grüßen
Eva Mahler
Liebe Eva Mahler,
vielen Dank für Deinen Brief. Ich habe daraufhin die Gemeinde gegoogelt, da erscheint als Zusatz „offene Türen“, was sich, wie man sieht, nur auf Öffnungszeiten bezieht!
Außerdem ist die Überschrift für die Passionsgottesdienste in Hildesheim „DURCHHALTEN. Jesus und das Leid.“
Wenn ich auch keine Christin bin: DURCHHALTEN ist auch für uns wichtig. Weit entfernt davon, hinter Führungspersönlichkeiten herzulaufen, nehme ich mir doch ein Beispiel an Clara, schreibe ihr weiterhin in den Knast und wünsche ihr von ganzem Herzen, daß sie gestärkt und unbeschädigt am Donnerstag rauskommt!
Liebe Grüße an alle Unterstützer*innen mit Dank für ihre wunderbare Arbeit,
Dorothea Hoffmann