Clara ist heute – etwas früher als gedacht- um 10:30 aus der JVA Hildesheim entlassen worden. Reich an vielfältigen neuen Erfahrungen der Zwangsgesellschaft Gefängnis wird sie sich weiter für eine atomwaffenfreie Welt einsetzen.
Einige Worte, die so auch an die Presse gingen, findet ihr hier. Ein längerer Bericht folgt!
Ihre ersten Worte vor dem Gefängnis an Unterstützer*innen:
„Ich kämpfe weiter für eine herrschaftsfreie Welt. Gefängnisse und Atomwaffen sind beides Herrschaftsinstrumente, die ich ablehne.“
„Meine Solidarität gilt all jenen, die in- und außerhalb der Gefängnisse dieser Welt für Gerechtigkeit eintreten, aber keine Stimme haben.“
„Ich wünsche mir, möglichst viele der Unterstützer*innen an den Unrechtsorten dieser Welt zu sehen. Mit dem Einsatz von uns allen wird sich die Welt verändern.“
Clara Tempel (23) in ihren „Briefen aus dem Gefängnis“:
„Egal, ob in Büchel oder anderswo: Ziviler Ungehorsam und andere Formen des Widerstands sind notwendig, um zur nuklearen Abrüstung beizutragen.“
Zur Abschreckungs- und Einschüchterungslogik: „Die Logik, die hinter Knästen steht, scheint mir eine ähnliche zu sein, wie die, die hinter Atomwaffen steht. Es wird Zeit, beides hinter uns zu lassen.“
„Natürlich gab es auch im Gefängnis herausfordernde Momente. So wie der Moment, als wir auf der Startbahn den Soldaten mit Gewehren begegnet sind. Da haben wir begonnen zu singen. Ich glaube, es gibt fast immer einen Ausweg aus der Angst. Ungehorsam sein bedeutet für mich nicht, keine Angst zu haben, sondern die Angst huckepack zu nehmen und sie an einen Ort zu tragen, wo sie sich in Mut verwandeln kann.“
„Heute will ich Grüße nach Büchel schicken, wo in diesen Tagen die 20-wöchige Aktionspräsenz beginnt. Das ist eine Einladung an alle, die einmal ausprobieren möchten, wie sich Protest direkt am Unrechtsort anfühlt, oder die den Schritt zum Zivilen Ungehorsam gehen wollen. Oder an diejenigen, die sich – so wie ich – versprochen haben, in jedem Jahr mindestens eine Aktion in Büchel zu machen.“
Liebe Clara,
danke vielmals, dass Du den Schritt ins Gefängnis für uns alle vollzogen hast, die wir nicht oder noch nicht dazu bereit sind, so ein Opfer für die atomare Abrüstung zu gehen! Ich war schon oft in verschiedenen Gefängnissen, sei es mit musikalischen Auftritten oder mit dem Projekt Alternativen zur Gewalt, und stimme absolut zu, dass Maßnahmen wir diese Art von „Wegsperrung“ und die Idee der Genugtuung dem Erhalt des Herrschaftssystems dienen. Ich weiß auch, dass eine andere Art des menschlichen Miteinanders möglich ist. Dieses beginnt mit uns, mit jeder/m einzelnen, mit unserer alltäglichen „Verurteilung“ von Andersdenkenden, unserem Mangel an Empathie. Dazu gehört für mich auch der Umgang mit PolitikerInnen, Militärs, VollzugsbeamtInnen usw. Nicht die Menschen an sich sind das Problem, sondern das System. Das macht die Aktionsarbeit komplizierter und langwieriger und gleichzeitig freund-licher, offenherziger und mit-menschlicher.
Ich wünsche Dir und uns weiterhin Optimismus, Durchhaltevermögen und Mut!
Herzlich,
Miriam