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Sehr geehrte Redaktionen,

soeben hat die 23-jährige Clara Tempel wegen ihrer Aktionen gegen Atomwaffen eine einwöchige Haftstrafe in der Justizvollzugsanstalt Hildesheim (Godehardsplatz 7, 31134 Hildesheim) angetreten.

Unten und angehängt finden Sie dazu unsere Pressemitteilung. Im Anhang finden Sie auch weitere Informationen zu Clara Tempel, einen Brief von ihr an Unterstützer*innen sowie Hintergrundinformationen zu den Atombomben in der Eifel, der deutschen Atomwaffen-Politik, Atomwaffen und Völkerrecht sowie dem Rechtfertigenden Notstand. Schauen Sie gern dort rein!

Aktuelle Bilder der Mahnwache sowie von der Startbahnbesetzung im September 2016 finden Sie zu Ihrer freien Verwendung (CC-by Namensnennung: Wider§pruch) auf Flickr: https://www.flickr.com/photos/junepa/sets/72157707301853615

Für Rückfragen und Interviews erreichen Sie uns unter 0177 / 2612232 (Pressesprecher Arvid Jasper) und an der Dauermahnwache vor Ort am Gefängnis stets unter 0160 / 4400206. Gerne können Sie auch vor Ort von der Mahnwache berichten, insbesondere zu Tempels Entlassung. Diese ist für den 28.3. gegen 12 Uhr zu erwarten. Da ein Gefängnisaufenthalt logischerweise immer etwas unberechenbar ist, melden Sie sich bitte vorher zur Absprache, sollte sich etwas ändern.
Auch das öffentliche Aktionstraining für neue gewaltfreie Aktionen gegen Atomwaffen und Militarismus am Samstag, 11 bis 14 Uhr könnte für Sie zur Begleitung von Interesse sein. Rufen Sie uns gerne an!
Das gesamte Mahnwachenprogramm finden Sie online: https://junepa.noblogs.org/files/2019/03/flyer-widerspruch_druck.pdf

Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie über diese Haft gegen Atomwaffen berichten!

Mit freundlichen Grüßen
Arvid Jasper
Pressesprecher der Prozesskampagne Wider§pruch
Vom Atomwaffenlager bis in den Gerichtssaal

Zur sofortigen Veröffentlichung freigegeben
PRESSEMITTEILUNG
Rein ins Gefängnis? Raus aus der Nuklearen Teilhabe!

Hildesheim, 21.03.2019. Die Abrüstungsaktivistin Clara Tempel hat heute zur symbolischen Zeit „2 vor 12“ ihre Haft im Frauengefängnis Hildesheim angetreten. Im September 2016 hatte sie gemeinsam mit acht Mitstreiter*innen Bomben­abwurfübungen am Atomwaffen­stützpunkt Büchel in der Eifel verhindert. Für mehrere Stunden hielten sie die Startbahn besetzt, sodass die Besatzungen der Jagdbomber nicht für den Einsatz dieser Massenvernichtungswaffen trainieren konnten.

„Es ist kaum in der öffentlichen Wahrnehmung hier in Deutschland präsent, doch die Welt steht heute wieder so nahe am Rande eines Atomkriegs wie seit vielen Jahrzehnten nicht,“ so Tempel, die sich mit der Prozesskampagne ‚Wider§pruch – Vom Atomwaffenlager bis in den Gerichtssaal‘ für eine atomwaffenfreie Welt einsetzt. Mit der Aufkündigung des INF-Vertrags zum Verbot von Mittelstrecken-Atomraketen durch die USA droht ein neuer Kalter Krieg. Die sogenannte Weltuntergangsuhr des „Bulletins of the Atomic Scientists“ steht aktuell auf zwei Minuten vor zwölf. Die Nuklearwissenschaftler*innen und Nobelpreisausgezeichneten warnen davor, den aktuell äußerst gefährlichen Zustand der Welt als normal anzusehen. Sie fordern auch die Zivilgesellschaft auf, sich neben der destabilisierenden Klimakrise der „neuen Abnormalität“ einer Aufrüstungsspirale zu widersetzen.

Denn jegliche Drohung Atomwaffen einzusetzen verstößt massiv gegen das humanitäre Völkerrecht, wie der Internationale Gerichtshof bereits 1996 feststellte. „Ich verteidige das Völkerrecht – denn wer sonst tut es?“ klagt Tempel die untätigen deutschen Gerichte an. Schon vor neun Jahren hat der Bundestag fraktions­übergreifend und mit Nachdruck den Abzug der Atomwaffen aus Deutschland gefordert. 2017 wurde von 122 Staaten, aber ohne Deutschland der Atomwaffenverbotsvertrag zur Ächtung atomarer Waffen beschlossen. Auch eine überwältigende Mehr­heit von zwei Dritteln aller Bundesbürger*innen sprachen sich 2018 in einer repräsentativen Umfrage für den Beitritt Deutschlands zu diesem Atomwaffen­verbotsvertrag aus. Unbelehrbar hält die Bundesregierung jedoch an der nuklearen Teilhabe der NATO fest, in deren Rahmen sich deutsche Luftwaffen­pilot*innen für den Abwurf der etwa zwanzig US-Atombomben aus Büchel vorbereiten. Die Atomwaffen-Stationierung trotz der Ächtung fortzuführen steht allerdings der internationalen Ordnung sowie der Meinung der eigenen Bevölkerung klar entgegen.

„Nicht wir mit unseren Aktionen, sondern die deutsche Regierung mit ihrem Verstoß gegen das Völkerrecht ist höchst gefährlich für unsere Gesellschaft – hier und im Zielgebiet der Atombomben,“ begründet Tempel ihre Weigerung, die Geldstrafe für das Hausfriedensbruch-Urteil zu zahlen. Nachdem sie singend hinter Gitter verabschiedet wurde, mahnen vor dem Gefängnis rund 100 Friedensaktivist*innen weiter für eine atomwaffenfreie Welt. Während des einwöchigen Gefängnisaufenthalts werden vor dem Gefängnis zahlreiche Veranstaltungen und auch ein Training für Gewaltfreie Aktionen stattfinden. Gleichzeitig wird sich Tempel im Gefängnis mit Yoga, Singen und Schreiben auf weitere Widerstandshandlungen vorbereiten.

It is not we who are opposed to nuclear arms who break the law but the governments which have chosen to create this greatest threat to humanity.
– Mordechai Vanunu, Whistleblower des israelischen Atomwaffenprogramms

### Weitere Hintergrund-Informationen im Anhang ###