Lingen-Blockade: Wir schließen die Schranke! – Teil 2

tripodbannerAm Dienstag, dem 29.09.2015 blockierten JunepA-Aktivist_innen erneut erfolgreich die Zufahrt der Advanced Nuclear Fuels GmbH (ANF) in Lingen.
Bereits am Tage zuvor hatte es eine angekündigte Blockade-Aktion gegeben, zu der von uns aufgerufen wurde. Mehrere Menschen verschiedener politischer Gruppen hatten sich zusammengefunden, um ihren Unmut über die Atompolitik in Hinblick auf den unvollständigen Atomaussteig zu äußern.

Am Montag fand bereits eine sechsstündige Blockade statt. Diese wurde aber von der Polizei erwartet und dementsprechend eingeschränkt waren unsere Aktionsmöglichkeiten. Darum entschied sich eine fünfköpfige Gruppe von JunepA, am nächsten Tag unangekündigt erneut zu blockieren.

Früh morgens oder spät in der Nacht, wie mensch es nimmt, ging es los – um etwa 5:20 Uhr trafen die motivierten Menschen vor der ANF Zufahrt ein. Innerhalb weniger Minuten bauten sie einen fünf Meter hohen Tripod – ein Dreibein – auf. Dieser wurde umgehend von einem Aktivisten besetzt.
Bereits zu dieser Zeit trafen die ersten Mitarbeiter_innen ein, welche gehindert wurden, auf das Werkgelände zu fahren.
Das Sicherheitspersonal von AREVA traf sehr schnell ein und alarmierte die Polizei, welche einige Zeit später mit einem Streifenwagen vor Ort war. Den Aufforderungen von ihnen, den Weg zu räumen, damit die ANF-Arbeiter_innen der Nachtschicht den Ort verlassen könnten, wollten wir nicht nachgekommen, da der Weg, der für die Autos noch frei gewesen wäre, keinen Sicherheitsabstand zum Tripod gelassen hätte – ein zu hohes Risiko für den Menschen, der auf dem Tripod in 3 bis 5 Metern Höhe saß.

Einige Zeit später trafen weitere Einsatzkräfte der Polizei ein, so auch der Einsatzleiter Herbers, der auch den vorangegangenen Tag da war („Wir haben verhindert, dass jemand in die Bäume klettert, weil das auch sehr aufwendig ist, wenn dann was geräumt werden muss.[…] Das war auch das Ziel.“, Herbers in einem Interview mit ev1.tv tags zuvor). Dieser ließ die vier Personen, die den Tripod vom Boden aus schützten, räumen. Da die Aktivistinnen die Beine des Holzgestells umschlossen, nahm die Polizei willentlich in Kauf, den Besetzer zu gefährden, indem sie die unten Sitzenden einfach wegrissen. Eines der Standbeine bewegte sich dabei, was die Einsatzkräfte nicht davon abhielt, weiter zu ziehen.
Die vier Aktivistinnen wurden zur Seite der Straße gebracht und durch eine Polizeikette vom wiederholten Betreten der Zufahrt abgehalten. Eine Aktivistin floss jedoch durch diese hindurch, setzte sich wieder auf den Weg und wurde daraufhin von der Polizei in Gewahrsam genommen.

Die verbleibenden drei Menschen versuchten nun ein Gespräch mit dem Einsatzleiter zu führen. Dieser forderte den Tripodbesetzer auf, freiwillig hinabzusteigen. Auf die Verweigerung kamen mehrfach Androhungen wie „Ich kann auch an den drei Stäben reißen, dann fällt er halt“ und allgemeine Pläne, das Dreibein mitsamt des Besetzer zu bewegen, umzukippen u.ä.. Wir haben mehrfach auf die Lebensgefahr hingewiesen, die dadurch für die Person oben entsteht.
Da wir dennoch den Eindruck hatten, der Einsatzleiter würde den Blockierer möglicherweise gefährden, setzten wir sicherheitshalber einen Polizei-Notruf ab. Das hatte die Wirkung, dass der Einsatzleiter tatsächlich von der Polizeizentrale angerufen wurde und anschließend keine Drohungen in der Richtung mehr abließ.
In der Zwischenzeit reagierte Herbers auf Androhung der Einleitung einer Beschwerde lachend mit der Aussage: „Na und? Ich hab ja 5 Sterne, da passiert mir schon nichts.“

Um etwa 7:15 Uhr trafen Einsatzkräfte der freiwilligen Feuerwehr sowie des Höhenrettungsteams dieser ein. Unsere Forderung nach dem Höheninterventionsteam der Polizei, das auf solche Einsätze geschult ist, wurde ignoriert.
Innerhalb einer halben Stunde war nun der Aktivist vom Tripod sicher geborgen worden und wurde anschließend direkt in Gewahrsam genommen und zur Wache gefahren.
Den drei verbleibenden Aktivistinnen wurde ein Platzverweis ausgesprochen. Da sie diesem nicht nachkamen, weil sie noch ein Sicherstellungsformular für den Tripod forderten, wurden auch zwei von ihnen in Gewahrsam genommen.

Nach beendeter Durchsuchung der beiden zuletzt eingetroffenen Menschen von JunepA wurden alle vier Personen freigelassen. Die erste Aktivistin, die mitgenommen wurde, war somit rund 1 ½ Stunden in einer Zelle der Polizei. Die mitgenommenen Materialien des Blockademittels wurden ausgehändigt.

Fazit: Der Betriebsablauf von ANF wurde am Dienstag massiv für gut 2 ½ Stunden gestört und das mit gerademal fünf Personen – das Ziel wurde erreicht und wir sind super zufrieden mit der Wirkung der Blockade.
Wir sind gespannt was nun an rechtlichen Folgen kommen wird – seid solidarisch und packt mit an: Atomausstieg bleibt Handarbeit!