Bericht Endlager Workshop

#dein_Endlager
#nicht_mein_Endlager

Was soll dieser Titel? Haben wir uns gefragt, als wir zum ersten Mal von dem Workshop gehört haben, zu dem BGE (Bundesgesellschaft für Endlagerung), BFE (Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit) und NBG (Nationales Begleitgremium) zusammen eingeladen haben.
Licht ins dunkle bringen?
Wird dort wirklich Licht ins dunkle gebracht oder im Endeffekt doch nur ein Frontscheinwerfer angeworfen der rechts und links im Dunklen lässt?

„Vier Freunde gehen mit einem Hund und einer Taschenlampe ein Endlager suchen“
So wird uns der Workshop auf dem Flyer präsentiert. Die Institutionen laden Jugendliche dazu ein, mit ihnen über die Frage, wie junge Menschen in die Endlagersuche mit eingebunden werden können, zu diskutieren.
Eigentlich ja eine prima Sache doch kommt das nicht viel zu spät? Das Standortsuchverfahren ist doch schon beschlossen. Was meinen die mit „einbeziehen“, und wo sollen wir uns einbringen, wenn alle wichtigen Verfahren schon beschlossen sind?
Der Flyer wirkt mehr wie eine Einladung auf ein Ferienwochenende mit Show Act, Storytelling und Escape-Room. Ob das Lauftraining für Sonntagmorgen wohl angesetzt ist, weil das am Ende doch die Lösung ist: Einfach weglaufen?

 

Mit diesen Gedanken melden wir uns bei dem Workshop an. Doch stellen sich noch andere Fragen: Sollen wir da wirklich hinfahren? Werden wir vereinnahmt? Was sind das für Leute, die sich von so einem Workshop angezogen fühlen? Werden wir die einzigen kritischen Menschen dort sein oder wird das Gegenteil der Fall sein? Was ist für so einen Workshop die richtige Aktionsform? Lieber alles crashen oder zum Diskutieren einladen?

Wir haben uns entschieden, hinzufahren.

Video Tagebuch

In dem Hotel, das für den Workshop von den drei Veranstaltern gebucht wurde, angekommen fühlen wir uns ein bisschen fehl am Platz. Sowas sind wir von unseren anderen Aktionen nicht gewohnt. Jede*r hat ein eigenes Zimmer.
Es gibt (um sich gegenseitig kennenzulernen) einen „Waffelmann“, um den sich alle Teilnehmenden scharen und die ersten Gespräche fangen an. Es ist seltsam über das Thema Endlagerung mit lauter Leuten zu sprechen, deren Einstellung zu dem Thema uns nicht bekannt ist. Wir stellen uns die Frage, was wir erzählen können, um nicht aufzufallen.
Es wird aber schnell klar, dass einige Menschen da sind, die aus einem Klima- Aktivismus-Kontext kommen und die dem Thema auch kritisch gegenüberstehen.
Der erste Abend verläuft also recht gut, abgesehen davon, dass wir jetzt schon merken, wie sehr die Freundlichkeit der Veranstaltenden auf uns wirkt.

Der zweite Tag beginnt mit einer Workshop Phase an die wir mit unserer Aktion anschließen wollen.
Nachdem sich alle wieder zur gemeinsamen Auswertung versammelt haben, sorgen wir für eine Programmunterbrechung, stehen auf, gehen nach vorne und nehmen uns den Raum für unsere Kritik. Parallel dazu läuft unsere Twitter-Aktion #nicht_mein_Endlager an, an der sich alle Menschen mit einem Bild oder einem Post dazu beteiligen können. Sie wird noch einige Tage weiterlaufen.
Nach unserem Vortrag bieten wir an über unsere Kritikpunkte zu diskutieren.
Womit wir nicht gerechnet hätten ist, dass viele Teilnehmende sich von uns angegriffen gefühlt haben, während die Veranstalter, an die unserer Kritik hauptsächlich gerichtet war, nicht oft genug betonen konnten, wie gut sie unsere Aktion fanden.

Aber warum das Ganze?

Unsere Kritik an dem Workshop bezieht sich auf zwei Ebenen:

Erstens auf den Workshop selbst:
1. Die Veranstalter*innen (BfE, BGE und NBG) sollen sich eigentlich gegenseitig kontrollieren und überprüfen. Stattdessen organisieren sie zusammen einen Workshop bei dem nicht erkennbar wird das sie sich eigentlich gegenseitig kontrollieren sollen, bzw. in ihren eigenen Worten „kritisch zu begleiten“ !?
2. Die wirklich wichtigen Entscheidungen wurden schon längst getroffen: Bei den Kriterien für die Endlagersuche oder den Rahmenbedingungen des Suchverfahrens dürfen wir nicht mitreden.
3. Stattdessen gibt es beim Workshop unter dem Motto „#dein_endlager“ Inputs zum Thema „Storytelling“, eine Fotobox und ein Escape Game – die Endlagersuche wird als spannendes Abenteuer inszeniert.
4. Das Hauptthema des Workshops ist die Frage, wie die Jugend am besten erreicht und für das Thema Endlager „begeistert“ werden kann.
Faktisch heißt das: Wir sollen dabei helfen, gute PR für ein unserer Meinung nach schlechtes Suchverfahren zu machen.

Im Laufe des Workshops wird immer wieder gefragt, wie sich junge Menschen beteiligen können.
Allerdings stellen sich hier die Fragen: woran sollen wir uns beteiligen? An der PR-Strategie? Am Suchverfahren? Wie kann das Vertrauen der jungen Generation erlangt werden?
Sicherlich nicht indem man uns eine Beteiligung vorspielt, die es gar nicht gibt und nicht indem in vielen Punkten so weitergemacht wird wie bisher.
Auf dem Programm sind nur positive Inhalte vorgesehen, es gibt auch einen wissenschaftlichen-inhaltlichen Part aber auch dort werden Schwierigkeiten verschwiegen.
Nur in einem Workshop wird ein Video von .ausgestrahlt gezeigt, allerdings nur mit Blick auf die Frage, was ein gutes Video ausmacht.
Institutionen in die ich Vertrauen haben soll, müssten von sich aus Schwachstellen benennen, Kritiker einladen und sich nicht nur dann mit Kritik auseinandersetzen, wenn entsprechende Fragen aus dem Publikum kommen. Sich selbstständig zu hinterfragen ist ein wesentlicher Bestandteil eines Verfahrens, das Vertrauen erwecken soll.
Zweitens auf das bereits beschlossene Standortsuchgesetz, (welches wir in diesem Workshop lernen sollen „positiv zu besetzen.) Aber auch die unterschiedlichen Institutionen selbst sind kritikwürdig:

1. Das NBG (Nationale Begleitgremium)
bestehend aus Bürgervertreter*innen (junge und ältere Generation) sowie Personen des Öffentlichen Lebens. Es ist im Prinzip eine gute Sache und soll den Endlagersuchprozess kritisch begleiten.
Es ist Teil des Vorhabens die Endlagersuche partizipativ und transparent zu gestalten.
Klingt gut, aber?
An diesem Wochenende wird für uns klar, dass verschieden Personen die Rolle des NBG unterschiedlich sehen. Die einen wollen den Prozess kritisch begleiten, die anderen Vertrauen für das Verfahren in der Bevölkerung schaffen.
• Eine Institution, die nur dafür da ist Vertrauen für ein eigentlich schlechtes Suchverfahren zu schaffen klingt für uns nicht vertrauenswürdig.
• Das NBG hat zwar die Möglichkeit, Studien oder Gutachten zu beauftragen und kann auch Verbesserungsvorschläge machen, die anderen beiden Institutionen müssen sich damit allerdings nicht befassen.
Der Erfolg der Arbeit des NBG basiert also rein auf dem Vertrauen dass BGE und BFE zuhören und ihre Kritikpunkte umsetzen. Da bei der bisherigen Endlagersuche schon so viel schiefgegangen und vertrauen verloren gegangen ist, halten wir es für zwingend notwendig festzuschreiben, dass sich BGE und BFE mit Kritikpunkten des NBG auseinandersetzen müssen!
• Mitglieder des NBG haben nur Akteneinsicht, wenn sie eine Verschwiegenheitserklärung unterschreiben → Das ist keine richtige Beteiligung der Bevölkerung da so indirekt Öffentlichkeitsbeteiligung behindert wird. Beteiligung heißt für uns nicht nur Informationsweitergabe an Einzelne, die dann nicht darüber reden dürfen.

BGE und BFE

  • Wie können junge Menschen Vertrauen aufbauen?
    Zum Beispiel nicht, in dem:
    1. ein Berater (Sailer) der #BGE gleichzeitig Vorsitzender der Entsorgungskommission ist, die das BMU und damit auch das BFE berät.
    2. ein Lobbyverband der Atomindustrie wurde vom Bfe für die Öffentlichkeitsbeteiligung bei der Atommüll-Endlagersuche benannt
  • Es soll mithilfe einer sogenannten Weißen Landkarte der beste Standort ausgewählt werden. Die Probleme:
  1. Teilweise werden Gebiete ausgeschlossen, weil es keine verfügbaren Daten gibt wärend andere Gebiete in Deutschland mit verfügbaren Daten
  2. Gorleben ist schon erkundet .  Es ist keine wirklich weiße Landkarte, die hilft den nach wissenschaftlichen Kriterien bestmöglichen Lagerort zu suchen, wenn bestimmte Gebiete, weil sie „besser bekannt“ sind in den Fokus rücken.

Mehr Infos zu dem Thema gibt es auf folgenden Seiten:

Unser Endlager ist das nicht!
Denn: alle Entscheidungen wurden schon längst getroffen! Wir wollen Transparenz und vor allem echte Partizipation.