Zum Tag der Bundeswehr am Samstag, den 9.6.2018 versammelten sich unter diesem Motto rund ein Dutzend JunepA-Aktivisti*innen in Appen, Schleswig-Holstein, um gegen Aufrüstung und für gewaltfreie Konfliktlösungen zu demonstrieren.
Der Tag der Bundeswehr fand in diesem Jahr zum vierten Mal an 16 Standorten in Deutschland statt. Die Veranstaltung diente der Bundeswehr dazu ihre Verbundenheit mit der Bevölkerung zu stärken und dabei für Akzeptanz zu werben.
Wir von JunepA versammelten uns am Freitagabend in einer Wohnung in der Nähe, um bis spät in die Nacht unser Vorgehen zu besprechen: Wie reisen wir an? Wie können wir die Banner unauffällig reinschmuggeln? Was wären für uns Gründe die Aktion abzubrechen? Welche Kleidung/Frisur wirkt unverdächtig?
Wir teilten uns in drei Gruppen auf: Die Flyergruppe, deren Aufgabe es war, Zettel mit einer Gegendarstellung zum Thema Krieg und dem Gedicht „Stimmen aus dem Massengrab“ von Erich Kästner in die Prospekte der Bundeswehr zu legen. Die Aufgabe der zweiten Gruppe bestand darin eine Objektschutzübung zu blockieren. Objektschutz ist die Sicherung von Fahrzeugen oder Gebäuden vor „Störern“. Ich war mit der Mission beauftragt Fotos von der Aktion zu machen.
Nach einem schnellen Frühstück verließen wir pünktlich um neun das Haus. In unseren Kleingruppen passierten wir mit zeitlichem Abstand zueinander erfolgreich die Eingangskontrolle zum Veranstaltungsort. Wir begannen das Gelände zu erkunden und fanden den Platz, an dem um 13 Uhr die Objektschutzübung stattfinden sollte. Das Gebiet war mit Flatterband abgesperrt, einige Strohballen waren zu den Grundmauern eines Gebäudes aufgestapelt.
Hier trennte sich mein Weg von dem der anderen Kleingruppen. Die Flyergruppe begann zu flyern und die Blockadegruppe erkundete weiter das Gelände. Beide Gruppen sollten später noch einmal zusammentreffen, um sich vor der Blockade auszutauschen. Ich würde erst um 13 Uhr wieder dazustoßen.
Bis dahin nahm ich das Angebot der Bundeswehr genauer unter die Lupe. Entlang der Hauptstraße gab es zahlreiche Stände: Beispielsweise Infos zu Karrieremöglichkeiten bei der Bundeswehr, Ausrüstung konnte begutachtet werden und an einem Stand konnten „Soldatenfrauen“ ihren Männern eine Postkarte schreiben, die dann ins Kriegsgebiet gesendet würde. Ich redete mit einigen Soldaten an den Ständen. Sie waren voller Vorfreude wegen der bevorstehenden Objektschutzübung. Mir fiel es schwer mich zu verstellen und die Menschen, mit denen ich sprach nicht in eine kritische Diskussion zu verwickeln. Zusammen mit der gut gelaunten Menge schlenderte ich die Straße entlang, hin zu einem Hubschrauber und einem Tornadoflugzeug, in dem man probesitzen durfte. Von einer Bühne in der Nähe drang laute Musik herüber.
13 Uhr aus Sicht der Objektschutzgruppe.
Von vorn war schon das gesamte Gebiet von Schaulustigen umstellt, es gab keine Möglichkeit mehr eine günstige Position zu erreichen. Wir liefen um ein Gebäude herum und fanden dann schließlich einen zugänglichen Ort, von hier aus würden wir seitlich sehr gut in die Übung laufen können. Es ging los. Ein Militärauto fuhr vor, Soldaten sprangen heraus und kontrollierten mit Gewehren in der Hand das Gelände. Bald wurde ein Kampf nachgespielt, Schussgeräusche imitiert, Dampf stieg auf. Wir warteten eine Pause ab, rannten ins Feld und hielten unser Banner hoch „Ihr übt Krieg- Wir üben Frieden“ Sofort wurden wir von Soldaten umstellt, bald setzten wir uns hin. Von den Soldaten wurde uns das Angebot unterbreitet, dass wir uns mit dem Banner an den Rand der Übung stellen dürften. Wir beratschlagten und entschieden uns dafür. Unser Ziel die Übung zu stören hatten wir bereits erreicht.
Die Objektschutzübung konnte durch die Blockade um gute zwanzig Minuten verzögert werden. Die Aktivist*innen wurden ihr Banner tragend des Geländes verwiesen und reihten sich in die Protestgruppen vor dem Gelände ein.
Ich blieb noch bei der Veranstaltung, hörte die Ansprache von Ursula von der Leyen und sahnte einen Antimilitarismusflyer ab. Diesen hielt ich hoch während ich durch den Staub, der durch die herumfahrenden Panzer aufgewirbelt wurde, mir meinen Weg zum Ausgang bahnte.
Am späten Nachmittag begannen wir mit der Nachbesprechung, waren dann aber ziemlich ausgelaugt und verbrachten einen gemeinsamen Abend im Park. Am nächsten Morgen beendeten wir die Nachbesprechung. Es war das erste Mal, dass wir eine Aktion auf dem Tag der Bundeswehr durchführten und haben wertvolle Erfahrungen gesammelt, die für zukünftige Aktionen nützlich sein werden.
Wir haben also erfolgreich diese durch Volksfeststimmung verharmloste Kriegsvorführung gestört und vielleicht auch den ein oder anderen Besucher zum Nachdenken angeregt.